Gleich zwei ABE-Innovations-Impulse am 30. November im Eurogress

ABE-Parallelsession auf der Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference 2018

Die AACHEN BUILDING EXPERTS verknüpften am 30. November im Eurogress gleich zwei innovative Events: vormittags veranstaltete die ABE-Innovationsgruppe „Textiles Bauen“ im Rahmen der Parallelsession III: Trends & Neue Märkte den Konferenzteil Textiles Bauen auf der Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference 2018 mit 600 Teilnehmern. Alle drei Jahre findet diese Konferenz in Aachen statt.

Die ABE-Innovationsgruppe „Textiles Bauen“ wird geleitet von Prof. Thomas Gries und Andreas Koch vom Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University. Von 9.00 bis 12.30 Uhr informierte die Parallelsession zu den neuesten Entwicklungen beim Einsatz technischer Fasern und Textilien im Bauwesen. Ziel war es, das Thema „Gewebe im Bausektor“ bekannter zu machen und die Bereiche „Bau“ und „Gewebe“ miteinander zu vernetzen.

ABE_Award 2018 und Innovations-Impulsvortrag

Nachmittags verlieh der ABE im Rahmen einer eigenen Innovations-Impuls-Veranstaltung „ABE_I²“ den ABE_Award 2018. Mit diesem Preis fördern die AACHEN BUILDING EXPERTS besonders innovative Geschäftsideen in der Baubranche. Die zwei Finalisten aus zehn Vorschlägen für den Preis präsentierten ihre Geschäftsideen vor einer hochkarätigen Fachjury aus Vertretern der Bauwirtschaft. Die Veranstaltung bot wie immer reichlich Gelegenheit zum Austausch und zum Netzwerken.

Innovations-ImpulsABE_I2“ von Klaus Dederichs, Drees & Sommer

Eingeleitet wurde der spannende Nachmittag durch einen Innovations-Impulsvortrag. Klaus Dederichs, Associate Partner und Head of ICT bei ABE-Mitglied Drees & Sommer, referierte praxisnah zum Thema „Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf die Immobilienbranche“. Anhand von Vorzeigeprojekten wie dem „cube berlin“ am Berliner Hauptbahnhof oder „The Ship“ in Köln, dem Hammerbrooklyn in Hamburg oder der Koelnmesse, zeigte Dederichs auf, welche faszinierenden Möglichkeiten smarte Gebäude, smarte Quartiere und die smarte City bieten. Grundlegend sei es, von der Nutzerseite, von der Userbility her, zu denken, wenn Künstliche Intelligenz in Gebäude eingebaut werde. Auf den Kunden, die Branche, das Gebäude zugeschnittenen Customized Smart Building-Lösungen sind erforderlich, weil jeder Bauherr und jeder Gebäudenutzer andere Bedürfnisse haben.

Nicht die Technik steht im Vordergrund, sondern die Optimierung von Prozessen im Gebäude. Mit einem Customized Smart Building werden die Investoren und Bauherren letztendlich zu
Plattformbetreibern. Als ein Beispiel ging Dederichs auf innovative Mobilitätslösungen ein, die nichts mehr mit den herkömmlichen Stellplatzverordnungen zu tun haben: Ein eigener, intelligent gesteuerter Mobilitäts-Hub sorgt etwa dafür, dass im Quartier Heidestraße 1.000 Parkplätze für 10.000 Personen ausreichen. Bereits dauerhaft vermietete Parkplätze kann der Investor/Bauherr vermieten, wenn der Nutzer sie nicht benötigt. Der Nutzer reduziert die Kosten für die Anmietung des Parkplatzes und der Investor/Bauherr generiert zusätzliche Einnahmen. So könnte als aktuelles Beispiel die Koelnmesse ihre 12.000 Parkplätze der Stadt Köln zur Verfügung stellen, wenn Messebesucher gar nicht mit dem Auto anreisen, wie es etwa für die Gamescom typisch ist. Auch ermöglichen Innovationen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz alteingesessenen Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle digital zu transformieren und so zukunftsfähig zu bleiben. Ein Beispiel hierfür bilden Aufzugsunternehmen.

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz und die steigende Komplexität in Bezug auf IT- und IOT-Lösungen in der Immobilienbranche erfordere zudem neue Formen der Erwachsenenbildung. Diese richten sich an die Fachleute, die bereits lange in der Branche arbeiten und für die zentralen Herausforderungen „digital ready“ werden müssen. Hierfür bietet Drees & Sommer gemeinsam mit dem FIR der RWTH Aachen und ComConsult Beratung und Planung GmbH, Aachen im nächsten Jahr Zertifikatskurse an, der Teilnehmende in sechs Tagen zur Digital Readiness führt und zum Beispiel im Bereich IT-Sicherheit weiterbildet. Dederichs betont: „Hier in Aachen bewegt sich etwas. Der ABE bringt die Dinge voran!“ Sein Wunsch: „Aachen als Living Lab für die Digitalisierung entwickeln, die Experten dafür sind alle da. Sie müssen aber gefragt und eingebunden werden!“

ABE-Award 2018 geht an Prozeo für eine Plattform-Lösung zur Vernetzung der Baubranche

Der ABE_Award ging in diesem Jahr an Prozeo. Bert Wirtz, erster Vorsitzender des ABE, überreichte Trophäe und Urkunde. Das Aachener Start-up wurde im März 2018 gegründet. Es entwickelte eine Plattform-Lösung für die Baubranche, die das Baustellenmanagement stark erleichtert. „ComBind“ vernetzt alle an einem Bauprojekt Beteiligten digital. Dies vereinfacht die Zusammenarbeit und spart viel Zeit beim Austausch von Informationen, Bauplänen und Fotos. Die Koordination der verschiedenen Gewerke und die Kommunikation mit Fachplanern und den vielen an einem Bauprojekt beteiligten Personen und Unternehmen kostet in einem Bauprojekt bisher etwa ein Fünftel der Arbeitszeit. Herkömmlich tauschen sich die Beteiligten über die unterschiedlichsten Medien vom Handy über handschriftliche Notizen und verschiedene Messenger-Dienste bis hin zum Fax aus. Dies erfordert viele Schritte, bis alle auf dem neuesten Stand sind und erschwert die Nachvollziehbarkeit der Projektdaten, da die verschiedenen Medien nur Teile der Gesamtdaten enthalten. Dem setzt Prozeo ein einziges Tool entgegen. Dieses strukturiert die Projektarbeit sofort und unter Einbezug aller Partner. Dies erspart bis zu 80 % Zeit bei der Zusammenarbeit, vermeidet Schnittstellen und ist über alle mobilen Endgeräte bedienbar. E-Mail-Benachrichtigungen ergänzen die Aufgabenverwaltung, das Dokumentenmanagementsystem sowie Echtzeit-News auf der Plattform. Als nächste Schritte werden spezifische Module zur individuellen Erweiterung der Funktionen entwickelt: Mängelmanagement oder Bautagebuch sollen 2019 in die Plattform integriert werden. www.prozeo.de

Zweitplatzierter nevisQ entwickelte intelligente Fußleisten für die stationäre Pflege

Den zweiten Platz belegte nevisQ, ebenfalls aus Aachen. Das Start-up hat Fußleisten vor allem für den Einsatz in der stationären Pflege entwickelt, die gefährliche Stürze und andere Notsituation automatisch erkennen und dem Pflegepersonal binnen Sekunden melden. Sensoren auf einem Band in, auf oder über bestehenden Fußleisten analysieren die Situation im Raum, dabei bleibt die Privatsphäre jederzeit gewährleistet. Die Sensor-Lösung nutzt Machine Learning, um auch präventiv eingesetzt werden zu können. Ausgewertet werden Aspekte wie ein unsicherer Gang, abweichend lange oder häufige Aufenthalte im Bad und die persönliche Bewohnerroutine, um Anzeichen für mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. www.nevisq.com

Beide Finalisten erhalten für ein Jahr die kostenlose ABE-Mitgliedschaft. Dem Gewinner Prozeo stellt der ABE darüber hinaus ein Jahr lang ein Mentoring zur Verfügung.

 


Klaus Dederichs, Associate Partner und Head of ICT bei ABE-Mitglied Drees & Sommer, referierte in seinem Innovations-Impulsvortrag praxisnah zum Thema „Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf die Immobilienbranche“. Foto: Sabine Schmidt, das-design-plus.de

Bert Wirtz, 1. Vorsitzender des ABE (r.) und ABE-Geschäftsführer Goar T. Werner (l.) überreichen Yannik Lockner und Daniel Hoppe Alvarez von Prozeo (m.) den ABE_Award 2018. Foto: Sabine Schmidt, das-design-plus.de

Die beiden Finalisten Prozeo (Yannick Lockner und Daniel Hoppe Alvarez) und NevisQ (Christian Kind) (m.) zusammen mit den Referenten Klaus Dederichs (3. v. l.) und Maaged Mazyek (2. v. r.), Bert Wirtz (l.), Prof. Dr. Marcus Baumann (2. v. l.) und Goar T. Werner (l.). Foto: Sabine Schmidt, das-design-plus.de

 

Autorin: Dr. Kerstin Burmeister