Am BGZ entsteht der Eifel-Campus

Simmerath Eine der größten Baustellen in der Nordeifel befindet sich am BGZ in Simmerath. In einer Kooperation zwischen der Handwerkskammer Aachen und der Fachhochschule Aachen (FH) entwickelt sich dort der Eifel-Campus.
An der Walter-Bachmann-Straße, wo einst das Freizeitzentrum des BGZ war, entsteht zurzeit ein neues Gästehaus als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Internatsgebäude auf der anderen Straßenseite. Zwei der drei Gebäude wurden bereits abgerissen und Platz geschaffen für das neue Zentrum für Holzbauforschung der FH Aachen, das an dieser Stelle gebaut werden soll. Über die Walter-Bachmannstraße hinweg soll eine Achse das neue Gästehaus der Handwerkskammer mit der Einrichtung der Fachhochschule und den Werkhallen des BGZ im hinteren Bereich des Geländes miteinander verbinden und den Campus-Gedanken unterstreichen.
Die Fachhochschule plant den Bau einer Prüfhalle, in der sich ein umfangreich ausgestattetes Holzbaulabor mit Prüfmaschinen, Klimaräumen, Werkstätten und Büroräumen befinden wird. Das Ziel ist, die Forschung in den Bereichen Laubholzverwendung, holzsparende Bauweisen, Hybridbauweisen, Massivholzbauweisen, Verbindungstechnik, Bauphysik und Dauerhaftigkeit weiter auszubauen.
Das Projekt der FH hat ein Gesamtvolumen von 10,6 Millionen Euro. 90 Prozent davon werden im Rahmen der Initiative „Forschungsinfrastrukturen“ durch das Land NRW und durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der EU gefördert. Der Baubeginn ist im Jahr 2021, im Jahr 2022 soll der Bau abgeschlossen sein.
„Wir legen Wert darauf, dass die Arbeitsaufträge nach Möglichkeit an Firmen aus dem Kammerbezirk vergeben werden.“
Norbert Mauel,Leiter des BGZ


Den Handwerkern, die im BGZ ausgebildet werden, wird ein direkter Zugang zu der Forschungseinrichtung ermöglicht. „Durch die direkten Kontakte zwischen Handwerk und Wissenschaft entstehen optimale Innovationen sowie für den Technologietransfer auf dem Gebiet des Holzbaus“, heißt es in einer Pressemitteilung der FH Aachen. Es gehe um eine Symbiose von Theorie und Praxis, von Forschung und Handwerk, erklärt Markus Velten, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter der Bildungszentren der Handwerkskammer Aachen. „Da können beide Seiten von profitieren“, meint er.
Ursprünglich hatte die Handwerkskammer darüber nachgedacht, die drei Internatsgebäude in Simmerath zu sanieren. Der älteste Block stammt aus dem Jahr 1972. Er steht noch und dient bis zur Fertigstellung des neuen Gästehauses zur Unterbringung der Auszubildenden. Danach soll auch er zurückgebaut werden. Um die Unterbringung während der Übergangszeit zu gewährleisten hat die Handwerkskammer zurzeit außerdem 50 zusätzliche Plätze in einem Ferienwohnpark in Rurberg angemietet. Die beiden anderen bereits abgerissenen Internatsgebäude wurden 1980 errichtet. Am Ende der Überlegungen kam die Kammer aber zu dem Entschluss, dass ein Neubau die sinnvollste und wirtschaftlichste Lösung sei.

14 Entwürfe eingereicht
Dafür hatte sie einen Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben, für den schließlich 14 Entwürfe eingereicht wurden. „Die Gebäude zählten zu den ältesten unserer Bildungseinrichtungen, in die wir kontinuierlich investieren. Durchschnittlich sind das 1,5 Millionen Euro im Jahr, die wir für die Infrastruktur und Ausstattung der Gebäude und der Werkstätten ausgeben“, erläutert Velten.
Rund zehn Millionen Euro hatte die Handwerkskammer für den Bau des neuen Gebäudes eingeplant, inzwischen rechnet sie mit rund 15 Millionen, die aus eigenen Mitteln gestemmt werden. Ursprünglich war die Fertigstellung für Anfang 2022 vorgesehen, jetzt wird die Mitte des Jahres 2022 anvisiert. Darüber hinaus will die Handwerkskammer mit Fördermitteln weitere Millionen in die Modernisierung des BGZ investieren. Inklusive der Kosten für das neue Gebäude plant die Kammer mit mehr als 25 Millionen Euro.
Von einem Internat will die Handwerkskammer nicht mehr sprechen, sondern vom „Gästehaus des BGZ“. Der Begriff wurde unter anderem deshalb gewählt, weil das Gebäude künftig auch Touristen offenstehen soll, zum Beispiel an den Wochenenden oder während der Sommerferien – immer dann, wenn es von Auszubildenden wenig genutzt wird. Für diese Zwecke lässt die Architektur des Gebäudes mit drei Blöcken und verschiedenen Ebenen eine Trennung der Bereiche und eine flexible Gestaltung zu. Priorität habe aber die Unterbringung der Auszubildenden, sagt Velten.
Während in den alten Internatsgebäuden 269 Betten zur Verfügung standen, werden es in dem neuen Gästehaus 157 sein. Damit reagiert die Handwerkskammer auf den Rückgang der Auszubildenden, der unter anderem auch auf die demografische Entwicklung zurückzuführen ist. Der Leiter des BGZ, Norbert Mauel, ist mit Blick auf diese Zahlen aber optimistisch, weil er entgegen des Trends in den vergangenen Jahren wieder eine leicht positive Tendenz beobachtet hat. „Wie die Auslastung und Nutzung des Gästehauses genau aussehen, werden die kommenden Jahre zeigen“, sagt er.

Fundament ist derzeit dran
Nach dem Abriss des Freizeitzentrums und der Internatsgebäude sind die Arbeiten für das Gästehaus seit Mitte August im Gange. Zurzeit laufen die Rohbauarbeiten, Bodenplatten werden gegossen, und das Fundament wird erstellt. Beauftragt ist damit eine Simmerather Firma. „Wir legen Wert darauf, dass die Arbeitsaufträge nach Möglichkeit an Firmen aus dem Kammerbezirk vergeben werden“, betont Mauel.
Da auf eine offizielle Grundsteinlegung im feierlichen Rahmen wegen der Corona-Pandemie verzichtet wurde, ist stattdessen vorgesehen, bei der Eröffnungsfeier 2022 eine Zeitkapsel zu hinterlegen. Dabei handelt es sich um einen Behälter, in dem zeittypische Dinge für nachfolgende Generationen aufbewahrt und dokumentiert werden.
Info

Die Aufgaben des BGZ Simmerath
Das Berufsbildungszentrum (BGZ) Simmerath gehört zu den fünf Qualifizierungszentren der Handwerkskammer für die Region Aachen. Den Schwerpunkt der Arbeit im BGZ bildet die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Betriebe haben hier die Möglichkeit, die betriebliche Ausbildung extern zu ergänzen. Der Auszubildende ist zur Teilnahme an überbetrieblichen Unterweisungen verpflichtet, der Ausbildungsbetrieb ist zur Freistellung verpflichtet. Weil der Unterricht im Block stattfindet, können die Auszubildenden im BGZ Simmerath für diesen Zeitraum im Internat untergebracht werden. Neben weiteren Kursangeboten und Spezialschulungen sind im BGZ auch Meisterschulen für die Bauhandwerke, das Tischler-, Maler- und Lackierer-, und Straßenbauerhandwerk angesiedelt.

 

Quelle: Bild und Text von Andreas Gabbert, https://www2.aachener-nachrichten.de/mwm/article.php?bid=90380665&edition=an-a2