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Digitalisierung – eine tragende Säule der Nachhaltigkeit im Bauwesen!

29. Oktober 2024

Zum dritten Mal fand am 10. Oktober 2024 die Veranstaltung „Digitalisierung im Bauwesen“ in Aachen statt, gemeinsam organisiert und gestaltet vom ISBE (Institut für Smart Building Engineering, FH Aachen) und ABE. Was die Veranstaltung besonders macht? Sie bringt Vertreter:innen der Wissenschaft und der Praxis zusammen und in den unmittelbaren Austausch. Nach den Themen Gebäudetechnik und Baumanagement in den beiden letzten Jahren stand diesmal das Thema „Digitalisierung – eine tragende Säule der Nachhaltigkeit im Bauwesen“ auf der Agenda.

ES BRAUCHT FORTSCHRITTLICHE DIGITALE WERKZEUGE
Gut 40 Expertinnen und Experten – unter anderem aus den Bereichen Architektur, Elektrotechnik, Gebäudebetrieb, Ingenieurdienstleistungen, IT, Projektentwicklung, TGA, Materialherstellung und von den beiden großen Aachener Hochschulen – folgten dem informativen und breit gefächerten Vortragsprogramm, moderiert von Professor Dr.-Ing. Rolf Groß, Studiengangsleiter Smart Building Engineering, FH Aachen, und Leiter des ISBE.

Professor Dr.-Ing. Bernd Döring, Lehrgebiet Gebäudetechnik am ISBE, behandelte zum Einstieg „Stolpersteine auf dem Pfad zur Nachhaltigkeit“. Er spannte den Bogen von der Wirtschaftlichkeit (Denken in Lebenszyklen) über die Frage, wie Deutschland Technologiestandort bleiben könne (etwa durch die Produktion von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Speichertechnologie) bis hin zu der Feststellung, der Markt allein werde die Nachhaltigkeitswende nicht richten, es brauche Instrumente wie den Handel mit CO2-Emissionsrechten. Sein Fazit: „Die Komplexität der Aufgabenstellung kann nur durch den Einsatz fortschrittlicher digitaler Werkzeuge gelöst werden. Das gilt für Planung, Optimierung, Betrieb und Bewertung von Gebäuden.“

VON LEBENSZYKLEN, PHOTOVOLTAIK UND DER KRUX MIT INKONSISTENTEN DATEN
Tobias Blanke
, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Solarinstitut Jülich, stellte seine Studie zur „Optimierung der CO2-Bilanz von Gebäuden – digitale Wegweiser aus dem Variantendickicht“ vor. Sein Ergebnis: Wärmepumpe plus Photovoltaik mit Speicherelement verbessern die CO2-Bilanz während des Betriebs eines Gebäudes noch einmal signifikanter als unterschiedliche Dämmstärken.

Nijanthan Mohan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISBE und BIM-Koordinator einer TGA-ausführenden Firma, erläuterte die „Optimierung der BIM-Übergabe an das Facility Management mittels Digital Threads“. „Die Digitalisierung verändert das Bauwesen grundlegend“, hielt er fest. „BIM ist etabliert, doch die Übergabe an das Facility Management stellt eine Herausforderung dar.“ Es gebe an den Schnittstellen eine fragmentierte Kommunikation, Datenverlust und -inkonsistenz sowie ineffiziente Prozesse beispielsweise durch eine fehleranfällige manuelle Datenübertragung. Die Lösung müsse der digitale Zwilling sein mit einer konsistenten Datenzusammenführung zwischen Herstellern, Gewerken und Betreibern.

FORDERUNGEN AUS DEM GEBÄUDEENERGIEGESETZ
Professor Dr.-Ing. Tobias Frauenrath
, Lehrgebiet Automation in der Gebäudetechnik am ISBE, erläuterte die „Verpflichtung zur Gebäudeautomation aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG)“. Ende 2024 müssen Nicht-Wohngebäude im Bestand mit einer Heizung oder Klimaanlage von mehr als 290 kW Nennleistung über eine Energieüberwachungstechnik verfügen. Die Daten müssen über eine gängige und frei konfigurierbare Schnittstelle verfügbar sein und nach außen zur Verfügung gestellt werden. Zudem ist die Einführung von Gebäudeautomatisierung und -steuerung erforderlich. „Es muss sichergestellt werden, dass eine Kommunikation zwischen den gebäudetechnischen Systemen und den Anwendungen auch bei unterschiedlichen Technologien und Geräten möglich ist“, verdeutlichte er. Keine Frage, dass es sich hierbei für viele Gebäude um eine große Herausforderung handelt. Im Hinblick auf das GEG umfasst das Konzept der Smart Buildings im ISBE daher sechs ineinandergreifende Elemente: vernünftige Gebäudehülle, zeitgemäße TGA, konsequente Datenerfassung, passgenaue Regelstrategien, lückenloses Monitoring und ständiges Optimieren gegebenenfalls mit Einsatz von KI.

IDEEN FÜR MÖGLICHE LÖSUNGEN
Alexander Kümpel
, aedifion GmbH, ging auf „nachhaltige, gesetzeskonforme Immobilien im Energiesystem von morgen“ ein und stellte hierfür aedifion als mögliche Lösung vor. Das System ermögliche eine einfache Nachrüstung von Gebäuden zur Erhebung, Strukturierung und Bewertung der benötigten Daten für eine optimierte Gebäuderegulierung.

Unter dem Titel „Gemeinsam geht einfach mehr – Chancen einer Genossenschaft für mehr Digitalisierung im kommunalen Infrastrukturausbau“ stellte Markus Becker, Berthold Becker Büro für Ingenieur- und Tiefbau GmbH, die inframeta eG i.Gr. vor. Sein Plädoyer: Für erfolgreiche Infrastrukturprojekte, die Zeitpläne und Budgets einhalten, braucht es die richtigen Daten, also Digitalisierung. Wenn sich Gemeinden, Kommunen, Versorgungsunternehmen, Ingenieurbüros und Bauunternehmen gemeinsam hierfür engagieren, sei der genossenschaftliche Weg zukunftsweisend.

Die vielfältigen Themen und unterschiedlichen Anregungen führten zu lebhaften Diskussionen, die beim abschließenden Get-together fortgeführt werden konnten. Zudem konnten die Besucher:innen der Veranstaltung an einer Vorstellung der Powerwall des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik teilnehmen. Hier lassen sich Gebäude in 3D digital visualisieren und erleben. Professor Frauenrath lud die Teilnehmenden ein, sich zu melden, wenn sie eigene Projekte mithilfe der Powerwall bewerten wollen.

 

 

Fotos: Manuela Wetzel / ABE; Lina Schulze-Buxloh / FH Aachen